Wer Sport mit Hunden treibt versteht unter dem Begriff „super Wetter“ etwas anderes als der Rest der Bevölkerung. Relativ kühl? Ein bisschen nass? Das ist super!
Hunde-Triathlon IronDog
Für manches Wochenende findet man kaum die richtigen Worte, was vielleicht am begrenzten Wortschatz der deutschen Sprache liegt, denn diese Sportart feierte zuerst in anderen Ländern ihre wohlverdiente Beliebtheit. Soweit ich weiss entstand die Idee, einen Triathlon (schwimmen-radeln-laufen) mit Hund zu absolvieren bei einem unserer östlichen Nachbarn. Da scheinen einige Hundebesitzer für jeden – im positiven Sinn – Blödsinn zu haben zu sein.

Gut für uns, dass eine engagierte Bande aus Österreich namens dogtrekking.at diese hervorragende Idee aufgegriffen und importiert hat. (Soweit das Gerücht; sollte es sich anders verhalten haben, bitte ich um Korrektur.)
Im Waldviertel haben sich die Regionen spezialisiert; die einen können mit Mohn, die anderen mit Hanf. Wieder andere wurden vor 5 Jahren zu Irondog-Spezialisten. Um diese aufzusuchen, muss man sich zur nördlichsten Stadt des Nordwalds, Litschau, durchschlagen. Von dort aus fährt man weiter nach Norden, um schließlich nördlich von Hörmanns auf den Sonnenhof zu treffen.
Wer Litschau & Co. kennen und schätzen gelernt hat, der braucht in seinem Österreich-Urlaub weder Riesenrad noch Stephansdom.
Verlockende Gästezimmer und ein gemütlicher Campingplatz mit Stakeout-Option werden von Heiko und seiner Mannschaft angeboten. Heiko ist nicht nur Chef des Sonnenhofs, er ist auch ein großartiger Entertainer und Moderator. Chris und seine attraktive Assistentin mussten acht geben, nicht allzu blass dagegen auszusehen.
Rund um den Sonnenhof sind die Gegebenheiten ideal, damit Reini und Tami die IronDog-Teilnehmer und deren Hunde so richtig schön fordern können: steile Hügel, felsige Felsen, feuchte Teiche, Bäche und viele kleine Waldpfade, welche all diese Hundsgemeinheiten verbinden. Wir sind bereits einen Tag früher vor Ort, um (unter anderem) die Vorfreude auf alle anstehenden Torturen in vollen Zügen genießen zu können.
Doch eine Gemeinheit fällt dann doch etwas mehr ins Gewicht als geplant: der Regen. Die Bäche wurden ruckzuck zu Flüssen und aus einer witzigen Abkühlung könnte so ein unfreiwilliges Dog-Rafting werden. Zum Glück sind Reini und Tami flexibel, sodass man spontan auf den einen oder anderen Waldweg ausweichen kann.
Am Freitag Abend war erstmal großes Hallo von Spanien bis Slowenien und nahezu allen Ländern dazwischen angesagt. Viele Getränke wanderten über den Tresen, zum Knabbern gab es Chip-Listen.
Aufgrund der nicht wirklich sommerlichen Temperaturen machten sich einige Starter Sorgen wegen der Wassertemperatur. Der Start am Samstag ist mit 8:30 h recht zeitig angesetzt und um diese Uhrzeit sind vor allem Zweibeiner noch etwas kälteempfindlich. Aber Chris und Mario können uns beruhigen, denn beim IronDog steht die Wassertemperatur seit 5 Jahren permanent bei 20 Grad.
Bikejöring versus Dogscooter
Noch vor einem Jahr waren Teilnehmer, die lieber mit Scooter als Mountainbike unterwegs sind, die Randgruppe. Seit diesem Jahr gibt es richig viele Starter mit Tektoss & Co. Kein Wunder, denn ein Scooter hat in solch schwierigem Gelände seine Vorteile gegenüber einem MTB, dessen hoher Sattel für einen höher gelegenen Schwerpunkt sorgt.
Start: Eiserne Hunde gehen nicht unter
Die Teilnehmerzahl beim IronDog in Litschau steigt von Jahr zu Jahr, egal, was das Wetter mit sich bringt. Eisen rostet nicht. Am Samstag gegen kurz vor halb 9 stehen viel zu leicht bekleidete Menschen mit Hundebegleitung auf der berüchtigten Ententeich-Insel. Im 2-Minuten-Takt wird man zu Wasser gelassen.
Die Rituale sind dabei recht unterschiedlich. Manchmal geht der Mensch voraus und bittet seinen Hund, ihn nicht allein zu lassen (Erfolgsquote erstaunliche 90%). Wieder andere werden von ihrem Hund regelrecht ins Wasser gezogen (Erfolgsquote nicht weiter verwunderliche 100%).
Ich entscheide mich für die Dynamik-Variante: Lenny bekommt einen Ast ins Wasser geworfen und ich hechte schnellstens hinterher. Das hat auch im Training gut geklappt. Witzigerweise hatten wir mit dieser Methode am 2. Tag leichte Synchron-Schwankungen: während ich noch einen Ast suchte, wollte sich Lenny bereits einen abkraulen.
Eine etwa 100 oder 150 Meter lange Wasserstraße ist relativ gesehen nicht viel, aber doch recht anstrengend. Das ist nunmal eine Disziplin, die im Zughundesportalltag eher selten betrieben wird.
Weiter: Bikejöring und Dogscooter
Anschließend kriecht Mensch wie Hund auf allen Vieren wieder an Land und stürmt die Wechselzone, wo neben einem wärmenden Startnummern-Leiberl das Gerät für die nächste Disziplin bereit steht: Bike bzw. Scooter. Der von Reini exklusiv für IronDog hergestellte Rad-Ständer bringt auch endlich etwas Ordnung in die Gerätschaften.
Die Strecke ist nicht von schlechten Eltern. Erstmal geht es nach oben. Anschließend wird es richtig steil.
Nachdem man Bike oder Scooter über die Felsen getragen und den Gipfel erreicht hat, folgen technisch anspruchsvolle Aufs und Abs.
Der Waldboden ist schön aufgeweicht, so dass Kraft und Konzentration gleichermaßen gefordert werden. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass der IronDog keine Sekundenjagd-Veranstaltung, sondern aus einer Mensch-Hund-Teamarbeit besteht.
Das Finale: Canicross
Nach einem schönen Zwischenendspurt auf dem Ententeich-Damm ziehen die meisten Hunde rechts ins Ziel und vergessen dabei das andere Ende der Leine, welches erstmal seine Räder zurückstellen und den Helm ablegen (was im Eifer des Gefechts gerne auch mal vergessen wird) sollte.
Da die Stoppuhr unbarmherzig weiter läuft, geht es entsprechend hektisch zur Sache. Kein Hund macht hier den Eindruck, als habe er schon genug, was immerhin auf einen guten Trainingszustand des 4beiners schließen lässt.
Mit Lenny habe ich mir einen tollen CaniCross-Kameraden ausgesucht. Bergauf wie bergab läuft er immer schön neben mir. Energiesparmodus de Luxe. So fährt bzw läuft es für ihn bei anderen Wettkämpfen ja auch am besten.
Die CaniCross-Piste hat es in sich! Auch hier liegt der Schwerpunkt auf gutem Teamwork, denn ohne das wäre eine passable Zeit auch für einen Top Läufer nicht möglich.
Nachdem man aufgrund des ersten Anstiegs seinem Puls mal so richtig gezeigt hat, wer hier der Chef ist, folgt eine kleine Kletterpassage. Diese ist für große und kleine Hunde gut machbar, fordert aber vom Team eine erhöhte Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.
Die Zuschauer konnten sich im Start/Ziel-Bereich ein Bild davon machen, wie anstrengend der Parkour sein musste.
Sie konnten wahnwitzige Endspurts begutachten…
… und bei Nerven aufreibenden Duellen mitfiebern.
So manche einigten sich, zumindest auf den ersten Blick, auf ein Unentschieden.
Tatsächlich war aufgrund unterschiedlicher Startzeiten die Entscheidung längst gefallen. Für alle, denen Zeit keine Rolle spielt oder die gerne mit mehr als nur 1 Hund unterwegs sein wollen, gab es wieder die beliebte HappyDog-Kategorie.
CaniCross-Nachtlauf
Und plötzlich wurde es finster.
Sonne und der gelegentlich einsetzende Regen machten Platz für eine nebelgarnierte Abendstimmung.
Die Streckenmarkierungen verschwinden in der Dunkelheit und können nur noch mit einer Stirnlampe ausfindig gemacht werden.
Der Verlockung, mit einem gemütlichen Getränk auf der Terrasse des Sonnenhofs den Tag ausklingen zu lassen, dürfen wir jetzt noch nicht nachgeben.
Denn zwischen den Kraft raubenden und Teamgeist bringenden Triathlons am Samstag und Sonntag steht noch ein weiteres Highlight an: der Nachtlauf!
Mit Hund und Stirnlampe bewaffnet rennt man erneut den Berg hoch, genießt soweit möglich die nächtliche Waldruhe, schneidet sich einen Weg durch den dichten Abend-Nebel, lässt sich weder von Wurzeln noch Waldgeistern aufhalten, um schließlich nach einer Fackel-Allee begeistert von den Fans in Empfang genommen zu werden.
Anschließend kann man seinen durchschwitzten Körper am offenen Feuer trocknen…
… oder man benutzt dafür das Fell des Gefährten.
Afterhour-Show
Der Abend klingt gemütlich bei riesigen Portionen Nudeln mit raffinierter Paradeiser-Soße und reichhaltigem Salat-Buffet (ganz großes Kompliment an die Küche!) aus. Dazu gibt es gemütliche Getränke und lehrreiche Fachsimpeleien.
Unbeeindruckt davon werden im Hintergrund die Daten der Teilnehmer erfasst, ausgewertet, und die Starterlisten für den kommenden Tag erstellt.
Vom Kinderlauf, welcher am Samstag Nachmittag stattfand, habe ich aufgrund eines Schlafdefizits leider keine Bilder selbst geschossen. Danke an Jette und ich hoffe auf Euer Verständnis.
Das Lenny Racing Team darf stolz verkünden, dass Team-Mitglied Dani mit Kylie erfolgreich den 2. Platz im Duathlon einfahren konnte!
Unsere restlichen Platzierungen, äh, ja, wir sind alle Finisher 🙂 Herzlichen Glückwunsch natürlich auch an alle Gewinner!
Danke!
Sehr viele Leute wirken beim IronDog mit und machen ihn zu einem Highlight des Jahres, wofür ich mich hier kräftigst bedanken will.
- Bei Tami und Reini für die H-Suite, den großartigen Trail und alles drum herum,
- bei Mario und Chris für die Organisation,
- beim Sonnenhof für die herzliche Aufnahme,
- bei Roland von tektoss.at für Erste Scooter-Hilfe,
- bei Tanja für die glücklicherweise diesmal nicht in Anspruch nehmen müssende tierärztliche Unterstützung,
- bei allen von dogtrekking.at für den Support,
- bei allen fairen Sportlern auf, vor und nach dem Trail,
- bei allen, die stundenlang ausharrten, um uns anschließend mit Fotos zu beglücken
- und bei allen, die sonst irgendwie dazu beigetragen haben, dieses Wochenende zu einem unvergesslichen Event zu machen.
Wir sehen uns beim IronDog 2015, und das ist als Versprechen, nicht als Drohung zu verstehen.
Ergebnis-Listen, Bilder und Links dorthin sollten demnächst bei dogtrekking.at zu finden sein.
Wer ebenfalls einen Bericht zum IronDog 2014 verfasst hat und diesen hier und/oder auf dogtrekking.at verlinkt wissen will: bitte bescheid sagen.
Danke für die Aufmerksamkeit.
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So ein wunderschöner Bericht mit solch tollen Fotos „schluchz“
Beim nächsten ma sind wir wieder dabei 🙂
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ich sag´s ja nicht gern, aber: ihr habt was verpasst 😉
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super toller Bericht mit ganz speziellen Bildern! Da „gluschtet“ es einem auch mitzumachen 😀
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Bernd, du reißt mich mit deinen Artikeln immer wieder mit. Wahnsinn! Ich brenne und kann 2015 kaum erwarten – dann sind wir auf jeden Fall dabei!
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Treffender kann man den spirit des Irondog nicht beschreiben. Ich finde es persönlich immer schade das der Beginn der Saison, was bei uns immer der Irondog ist, im
Prinzip immer schon der Höhepunkt ist….ABER!!! nach dem IronDog ist vor dem Irondog!
See U in 2015!
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Prima Bericht – und eines ist
ganz klar – nächstes Jahr wieder – und an alle die wegen des Wetters nicht dabei waren – schade, ihr habt was verpasst!
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Spitzen Bericht, auf den Fotos schau ich ja richtig schnell aus.
War mir eine Ehre euch kennengelernt zu haben!
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Das klingt so toll. Dieses Jahr konnten wir leider nicht wegen Studium und nächstes Jahr im Juni kommt unser Kind. Hoffentlich bin ich bis dahin wieder fit und kann wenigstens teilnehmen ums einfach mal gemacht zu haben und nicht wegen Spitzenzeiten. 🙂
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Klingt echt toll, vl. Kann ich heuer dabei sein