Mit Hund unter Läufern, Teil 4: Zweck und Optik

„Ach das ist ja praktisch, Du hast Dir die Leine einfach an den Hosengürtel geschnallt?“ „Naja, so ähnlich.“ Wer in der Welt des Hundesportequipments – und das ist wirklich eine verdammt große Welt! – nicht zuhause ist, für den sieht es etwas ungewöhnlich aus, dass ich die Leine meines Hundes während des Laufs nicht in der Hand halte. Das wäre ja auch sehr unpraktisch, vor allem bei etwas längeren Läufen. Bei uns zuhause hängt der Skandigürtel gleich über den Laufschuhen, denn das eine ist ohne das andere kaum denkbar.

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Im Zughundesport gibt es verschiedene Gürtel-Modelle, diverse Preisklassen und im großen und ganzen 2 Systeme. System 1: ein breiter und gut gepolsterter Gürtel. System 2: Ein breiter Gürtel mit zusätzlichen Schlingen, welche durch die Beine verlaufen. Ich persönlich bevorzuge System 1, weil es so schön unkompliziert ist. Bei stark ziehenden Hunden, wie wir es hier als Hund unter Läufern eigentlich nicht haben sollten, würde ich zu System 2 tendieren: es verteilt die Zugkraft angenehmer. Wichtig ist jedenfalls, dass die Gürtel ausreichend gepolstert sind und nicht jede ruckartige Bewegung des Hundes gnadenlos in empfindsame Komponenten des menschlichen Körpers weiterleiten. Beim Fachhändler, der die „einschlägigen“ Marken vertreibt, ist man hier am besten aufgehoben. Praktisch finde ich auch den sogenannten Panic-Snap, welcher es möglich macht, den Hund in Bruchteilen von Sekunden vom Gürtel zu lösen.

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Seit es ein Laufkollege, welcher alles andere als ein Hundeflüsterer ist, mal gut mit uns meinte und seinen Becher Wasser zur Abkühlung über meinen Hund schüttete, ist das Verhältnis zwischen Plastikbechern und meinem Hund… sagen wir mal getrübt. Dadurch wurde ein Faltnapf zu einem treuen Gefährten. Faltnäpfe sind in der Regel leicht, robust und nehmen kaum Platz in Anspruch. Es gibt sogar welche, die im zusammengefaltenen Zustand eine Hundefrisbee abgeben! Das ist besonders dann praktisch, wenn ihr dem Hund während des Laufs noch eine zusätzliche Auslastung geben wollt, damit ihr nicht die einzigsten seid, welche mit heraushängender Zunge die Ziellinie überschreiten.

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Mein Hund kann Hundesocken, sogenannte Booties, nicht ausstehen. Kaum hat er einen an, leidet er ganz schrecklich. Er versucht, den Fuß erst gar nicht mehr auf dem Boden aufsetzen zu müssen und könnte problemlos bei Monty Pythons Ministry Of Silly Walks unterkommen. Booties sind eine feine Sache, wenn sich der Hund eine Blase oder an den Pfoten Wund gelaufen hat. Es ist auch eine gute Notlösung, wenn er sich eine Balle verletzt hat und man mit dieser Socke die (am besten behandelte) Wunde zusätzlich schützen will. Um den unrunden Gang, welcher mein Hund automatisch bei Booties-Einsatz annimmt, auszugleichen, bestücke ich ihn übrigens mit Booties nur Paarweise; entweder beide Vorder- oder beide Hinterläufe. Gemein, aber fair.

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Bei Laufveranstaltungen, welche in der Nacht stattfinden (ich kann es Euch nur empfehlen, die Atmosphäre ist einzigartig!), ist natürlich ein Leuchthalsband nicht verkehrt. Zum einen, damit andere Läufer nicht über Deinen unbeleuchteten Hund stolpern, zum anderen kann man so auch prima die passenden geschlechtlichen Akzente setzen: Wenn unsere Husky-Hündin ein rosafarbenes Leuchthalsband trägt, bekommt sie viel seltener den falschen Artikel vorgesetzt.

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Apropos Optik: was ziehe ich meinem Hund an? Jetzt mal abgesehen davon, dass alles, was mein Hund trägt, natürlich farblich mit meinem Lauf-Shirt, der Hose, den Schuhen und im Idealfall auch mit der Schildmütze abgestimmt sein sollte. Wir tragen bequemen Läuferfummel, und was trägt der Hund? Der sollte im Idealfall ebenso ein störungsfreies Vergnügen bekommen. Doch ist es in den seltensten Fällen gut, einen Hund „nackt“, also unangeleint, zwischen dem Läufer-Rudel herum streunern zu lassen. Zu schnell wird er zur Stolperfalle. Man sollte es vom „Temperament“ des Hundes ein wenig abhängig machen, was man ihm anzieht. Hunde, die gerne zielstrebig nach vorne schaufeln, fühlen sich in einem Zug-Geschirr (X-Back o.ä.) sicherlich am wohlsten. Darin können sie ihr Temperament und das MAT (Muskel-Aufbau-Training) ihres Besitzers so richtig ausleben! Allen anderen Hunden empfehle ich ein etwas kürzer gehaltenes Führgeschirr. Wir sind hier zum Vergnügen, nicht zum arbeiten, auch wenn das im Zughundesport natürlich alles andere als konträr betrachtet werden sollte.

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Ein zusätzliches Halsband, aus dem der Hund nicht so einfach „rückwärts aussteigen“ kann wie bei so manchen Geschirren, ist unter Umständen auch kein Fehler. Wenn vor Dir einem anderen Läufer der Kreislauf kollabiert und Du als Ersthelfer Deine Dienste tust, ist es von Vorteil, den Hund sicher anbinden zu können. Ja, auch das ist mir schon passiert!

Die Leine sollte im Idealfall leicht und gleichzeitig stabil sein. Deren individuell-ideale Länge (ich will meinem Hund beim Laufen nicht auf die Flossen treten, aber er soll auch nicht den Spielraum haben, um die komplette Wiese nebenan nach Mäusen abgrasen zu können) findet man am besten während des Trainings heraus. Bei Nachtläufen sind Leinen mit eingeflochtenen Reflektoren ganz schick.

Mit hibbeligen Hunden ist ein Ruckdämpfer zwischen Leine und Gürtel eine lohnenswerte Anschaffung. Aber das sind Details, die ich hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen will. Wer sich mit einem Hund unter Läufer begibt, der betreibt im Idealfall keinen Zug-, sondern einen Begleithundesport. Und das ist keinesfalls als Abwertung gemeint!

Abschließend möchte ich noch mit einer alten Wettkampf-Regel langweilen, die für Euch sicherlich eh nichts Neues beinhaltet: Trete bei einem Rennen nie mit Equipment an, welches Du zuvor im Training nicht getestet und für gut empfunden hast. Zugegeben, wir sind zum genießen und nicht zum kämpfen da. Dennoch haben wir Startgeld, Anfahrt, Training und eventuell auch ein Wochenende für dieses Event investiert. Es wäre also schon recht nett, wenn wir positiv aus der Sache heraus kommen. Die Betonung liegt dabei selbstredend auf dem „wir“.

Und gänzlich abschließen möchte ich dieses Thema mit einem Hinweis auf den Simply Outside Shop, der das erwähnte Zubehör auf Lager hat, es besorgen kann, und/oder mit Rat & Tat telefonisch oder per Mail zur Seite steht: Simply-Outside-Shop.de. Das muss als kleines Dankeschön für die Plattform hier auch mal gesagt sein.

Aber wie gestaltet sich eigentlich das Training des Hundes? Jetzt mal angenommen – nur mal angenommen, okay? – ich will mit meinem Hund einen Marathon oder gar einen Ultra über 100 Kilometer und mehr bewältigen. Was muss der Hund drauf haben, damit ich ihn ohne schlechtes Gewissen mitnehmen kann? Woher weiss ich, dass der „süße kleine Knopf“ (Jack Russell Terrier Lenny beim Start des Schwäbischen Albmarathons) sich im Laufe des Rennens zum „Mister Unkaputtbar“ ( Jack Russell Terrier Lenny beim Zieleinlauf des Schwäbischen Albmarathons) entwickelt? Das wird unser Thema der nächsten Woche sein.

Bis dahin und no run – no fun, oder so ähnlich.

Bernd, LRT.

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Mit Hund unter Läufern Teil 1„.
Mit Hund unter Läufern Teil 2: Reviere finden und markieren„.
Mit Hund unter Läufern Teil 3: Für einen Napf voll Wasser„.
Mit Hund unter Läufern, Teil 4: Zweck und Optik„.
Mit Hund unter Läufern, Teil 5: Der Fleiss und sein Preis.„.
Mit Hund unter Läufern, Teil 6: Von Tops und Flops.„.

3 Kommentare


  1. Alles drin, was man zum Thema Ausrüstung wissen sollte – und das auch noch unterhaltsam…. was will man mehr? 🙂 Danke, Bernd!

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  2. Danke Bernd. Deine Erfahrungen sind auch meine Erfahrungen 🙂

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