Ob 32 oder 160 Kilometer: Spaß pur beim RosensteinTrail!

Spontan, also ohne spezielle Vorbereitung, einen Lauf anzugehen, welcher auf der längsten Distanz weit über 30 Stunden in Anspruch nehmen wird, ist vielleicht ein bisschen verrückt. Aber anders wäre es bei diesem Debut des RosensteinTrails auch gar nicht möglich gewesen: innerhalb weniger Wochen wurde dieses läuferische Highlight organisatorisch aus dem Boden gestampft.

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Entsprechend „verrückt“ mussten demnach die Starter sein.  Das verbindet. So kurzfristig eine Veranstaltung aus der Taufe zu heben ist sicherlich nicht einfach, aber jede Mühe wert, wie mir Steffi, eine der beiden Organisatoren, erzählt: „Im Vorfeld mussten wir Überzeugungsarbeit leisten und so ging der erste veranschlagte Termin für den RosensteinTrail erstmal baden, weil die Leute eine völlig falsche Vorstellung von Ultra- und Trailläufern hatten und wir uns eine neue Location als Verpflegungsstation suchen mussten. So kam es, dass ich den Hüttenwart Uwe Rieger der Rosensteinhütte mit meinem Anliegen anschrieb. Als ich an einem Wochenende dort war, um die Strecke einmal komplett von dort abzulaufen, hatte ich mich bei der Ankunft vor die Hütte gesetzt, um den GPS-Track auszulesen. Da kam auch schon der Uwe auf mich zu und fragte mich ob ich die Steffi sei, die ihn angeschrieben hatte. Wir kamen nett ins Gespräch und er war sowas von aufgeschlossen und hilfsbereit, dass er das alles zwei Wochen vor Veranstaltungbeginn noch in die Wege leitete. Auch er stand beim Start am Freitag extra für uns um 5:00 Uhr auf der Matte, mit frisch gekochtem Kaffee. Solche Menschen findet man sehr selten und deswegen können wir froh sein, dass das alles so geklappt hat.“

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Der RosensteinTrail zieht in der Ostalb, irgendwo zwischen Heubach und Bartholomä, seinen Kreis. Dabei nimmt er neckisch möglichst viele An- und Abstiege in Kauf, wodurch die Läufer aber auch dementsprechend viele schöne Ausblicke genießen können. Vorausgesetzt, sie sind zum Zeitpunkt des Rennens noch in der Lage dazu.

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Eine Runde beträgt offiziell 32 Kilometer und sammelt dabei stattliche 1400 Höhenmeter. Wer die 100 Meilen des RosensteinTrails angeht, muss demnach die Runde fünf mal ablaufen und erhält nebenbei 7000 Höhenmeter. Zum Vergleich: wer von Garmisch auf den Gipfel der Zugspitze geht, hat gerade mal 2200 Höhenmeter hinter sich gebracht. Die meisten Starter hatten eine dreifache Umrundung (96 km) auf dem Schirm und es gab erstaunlich wenig Ausfälle.

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„Unser Sinn war nie, einen Lauf zu kreieren, den keiner schaffen kann, der die Teilnehmer demotiviert und in die Knie zwingt, das sehe ich überhaupt nicht als sinnvoll. Wir wollten den Teilnehmer die wunderschöne Gegend nahebringen. Hier gibt es so gut wie keine Ultratrails und das ist eigentlich sehr schade. Wir wollten eine Veranstaltung  basteln, in der man in geselliger, familiärer Atmosphäre ohne Wettkampfdruck und gut verpflegt die Schönheit der Schwäbischen Alb auf den Trails genießen kann. Der Lauf war gut machbar und hat sicherlich trotzdem den ein oder anderen auch an seine Grenzen gebracht.“

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Der Plan ging auf. Auch, was den familiären Aspekt angeht. Ein gutes Dutzend Läufer waren unterwegs, was für ein so kurzfristig angesetztes Debut eines Laufs dieser Kategorie als Erfolg angesehen werden darf. Dass bei der Zweitauflage das Starterfeld vermutlich deutlich gewachsen sein wird, dafür wird die Mundpropaganda der glücklichen Debut-Finisher sorgen. Dennoch wird der familiäre Aspekt sicherlich erhalten bleiben. Wir haben es hier mit einem reinen Einladungslauf zu tun, welcher so gut wie keine Angriffsfläche für kommerzielle Aspekte bietet. Für diese Sportart sicherlich das Ideal.

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Ebenso ideal ist dieser Lauf, wenn man – so wie ich – einen Hund als Begleitung dabei hat. Unterwegs finden sich einige Bäche, es gibt zwei unbemannte Verpflegungsstellen (Getränke stehen in einer Tonne bereit) und wenn Hund – oder Mensch – nicht mehr weiterlaufen kann: nach 32 km ist man wieder am Ausgangspunkt und kann dort ausgiebig regenerieren, bevor man sich erneut auf die Reise begibt (oder eben nicht).

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Die Runde besteht aus schönen Trails inklusiv aller Facetten, die ein Geländelauf hergibt. An einigen Stellen ist Trittsicherheit sehr wichtig. Ob man schwierige Passagen eher vorsichtig-langsam oder mit der umstrittenen physikalischen Erkenntnis „Geschwindigkeit bringt Sicherheit“ angeht, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer länger als 10 Stunden für die 32-km-Runde unterwegs ist und sich nicht per Handy im Headquarter meldet, wird von der Bergrettung gesucht. Das ist die Rücksicherung.

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Die beiden Organisatoren des RosensteinTrails sind übrigens Steffi, welche „nebenbei“ auch noch die 100 Meilen unter die Füße genommen hat, und Sascha, der dieses Debut hochkonzentriert über all die vielen Stunden hinweg im Headquarter verbrachte, Zeiten notierte, Läufer verpflegte und im Notfall entsprechend agiert hätte.  „Der größte Teil an Arbeit während des Laufes ist an Sascha hängen geblieben, der einen Top-Job abgeliefert hat, damit ich auch mitlaufen konnte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar!“ Wenn man Sascha selbst dazu befragt, bekommt man eine sympathisch-bescheidene Antwort: „Steffi hat das das Organisatorische ganz alleine gestemmt in den Vorbereitungen. Hut ab! Somit hat sie den schweren Teil übernommen.“

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Ultratrails sind dafür bekannt, dass Höhen und Tiefen zu bewältigen sind, psychisch wie physisch. Für beides sorgte beim RosensteinTrail unter anderem das Bargauer Horn. Es befindet sich unweit einer Gaststätte namens „Himmelreich“ und das ist eine sehr gute Umschreibung für einen Aussichtspunkt, der vor allem zu späterer Trail-Stunde nahezu unerreichbar weit oben gelagert scheint. „Das ist eine Dolly D´Stroyer Veranstaltung, also musste da auch ein Destroyer-Trail rein. Ja, es war meine Idee, aber schon in der vierten Runde habe ich mich selbst dafür verflucht. Allerdings haben wir versucht die Strecke an den wirklich schönen Punkten rund um den Rosenstein zu legen und dazu gehört leider auch der Trail zum Bargauer Horn. Er tut weh, aber oben angekommen lohnen sich die Strapazen sehr!“

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Was die Wetterverhältnisse angeht, hatten wir alles, was man sich wünscht – und noch mehr. Gewitter, Hagel, Regenschauer, starker Nebel, aber eben auch eine milde Nacht und angenehme Tagestemperaturen.

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Wunderschön war die Nacht in den schwäbischen Bergwäldern, wo Nebelschwaden nur vom Vollmond beleuchtet wurden. Wer, so wie ich, auf atmosphärisch dichte Horrorfilme steht, der weiss, wovon ich hier rede.

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Die Markierung der Wege war vor allem in der Nacht perfekt, da die vor allem an Bäumen angebrachten Reflektoren schon auf zig Meter Entfernung gut zu erkennen waren.

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Nach Zieleinlauf bekam man von Sascha die Finisher-Medaille umgehängt.

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Auf meine Frage, welche Antwort man bekommt, wenn man den RosensteinTrail mit Hundebegleitung machen will, ist die Antwort der Chef-Organisatoren eindeutig. Sascha: „Warum sollten Hunde nicht mitlaufen dürfen? Das gibt dem ganzen schon wieder ein anderes Bild und so kommt man auch leicht ins Gespräch miteinander!“ Steffi: „Hier ist jeder herzlich Willkommen, ob Mensch oder Tier! Und über so eine nette Laufbegleitung sind wir erfreut!“ 

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Danke – wir kommen gerne wieder!

Bernd, LRT.

3 Kommentare


  1. Super schöner Bericht, vielen Dank. Vielleicht komme ich ja auch mal in den Genuss diesen Lauf zu bestreiten.
    LG Frank Müller

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  2. Hallo zusammen, habe über Stefan Loy von eurer Veranstaltun gehört und den Bericht gelesen. Wow, super! Meine Frage: Ich bin Walkerin, schaffe 22 km aber zwischen 2:55 / 3 Std auf „normaler“ Strecke, bin jetzt auch meinen ersten Trail gelaufen. Dürfen Walker bei euch auch teilnehmen? Würde mir für nächstes Jahr gefallen. Lg Silvia

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    1. Hallo Silvia, ich habe den Bericht als Teilnehmer geschrieben, ich bin nicht der Veranstalter. Generell würde ich sagen: Du packst das, vorausgesetzt, Du bringst eine entsprechende Trittsicherheit mit und Du kommst gut mit Bergen zurecht. Vor allem letzteres ist hier sehr wichtig. Schöne Grüße!

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