Es gibt Geschichten die mich berühren….das ist eine davon!
Beim Laufen fühlt es sich an wie früher, als ich noch gesund war. Mein Körper funktioniert wunderbar als wäre nie etwas geschehen. Wenn ich mir Nemo anschaue, der glücklich, ohne zu humpeln, im Zuggeschirr vor mir durch die Landschaft fliegt scheint es ihm genauso zu gehen. Dann durchströmt mich tiefe Dankbarkeit dafür, dass wir zusammen sportlich aktiv sein können. Dankbarkeit dafür uns frei, kraftvoll und lebendig zu fühlen.
Doch fangen wir mit einem Rückblick an: Als ich nach meinem Schlaganfall wieder gehen lernte, sagte ich übermütig:“ Wenn der Mist hier gut ausgeht, dann laufe ich einen Marathon!“. Mein Körper begann durch intensives Training tatsächlich wieder voll zu funktionieren, das Gehirn zog mittelprächtig nach. Äußerlich wieder kerngesund gab ich nach wenigen Monaten wieder Vollgas, privat und beruflich, begann mich an den Laufsport heran zu tasten, und fiel voll auf die Schnauze. Ich stieß täglich an meine Grenzen.
„Totgesagte“ leben länger
Weitere Reha-Maßnahmen entließen mich als „geistig behinderten Menschen“ ohne Besserungsaussichten in ein neues Leben voller „Unmöglichkeiten“ und „geht halt nicht mehr“. Diese Tatsache, und neurochemische Folgen des Hirninfarktes bescherten mir eine fette Depression. Meine Laufversuche wogten nebenbei auf und ab. Labradormix Senta begleitete mich widerwillig, und wenn es mal einigermaßen lief, wortwörtlich, warfen Bänderriss oder Lungenentzündung mich wieder zurück. Schließlich hörte ich auf zu laufen und ertrank nach Feierabend in Selbstmitleid.
Durch Zufall erzählte mir eine Bekannte von einem Schlittenhund der sich nach einer Routineverletzung einen Krankenhauskeim eingefangen hatte, und durch seine gesundheitlichen Probleme im Rudel der Familie nicht mehr voll akzeptiert wurde. Ob ich jemanden wüsste der diesem Hund ein neues Zuhause geben könnte. Mein Kopf und mein Bauch riefen: „Ich“. Aber Ein zweiter Hund war nicht vorgesehen, ich kannte das Tier nicht, völlig irrational und realitätsfremd.
Es gibt so was wie Fügung
48 Stunden und unzählige bewältigte Probleme später zog Nemo bei uns ein. Sein Bein war nicht zu retten und sein Leben nur durch Amputation des rechten Hinterlaufes. Es folgten gefühlt endlose Tage zwischen Leben und Tod. Ein Atemholen vor seinem Neustart. Denn Nemo startet jeden Tag voller Lebensfreude und Energie. „Ist das nicht ein toller Tag?“, steht in seinen Augen, wenn er mich morgens begrüßt. Er läuft, springt und rennt durch sein Dasein und erstickt depressive Gedanken durch seine ungebremste Lebensfreude im Keim. Wenn er dann morgens über die taunassen Wiesen flitzt und sich seines Lebens freut, obwohl ein Bein fehlt, dann denke ich:“ Wenn er nicht aufgibt, dann muss ich wohl auch die A…backen zusammen kneifen, den Kopf nach oben nehmen und weitermachen!“
Als Hound möchte er rennen und ziehen. Die Tierärztin gab grünes Licht. So laufen wir nun tatsächlich gemeinsam und regelmäßig. Nemos Augen leuchten, er springt und „singt“ vor Freude sobald es ins Zuggeschirr geht. Wenn ich unterwegs aufgeben will dreht Nemo den Kopf, schaut mich an, und ich sehe in seinem Blick dass er daran glaubt, dass ich es schaffe, und dann schaffe ich es auch. Er motiviert und unterstützt mich, ist als Gefährte an meiner Seite, und zeigt mir immer wieder:
Das Leben ist schön, und behindert sind wir erst wenn wir uns davon behindern lassen.
Wir werden sicher niemals als Erstes Team eine Ziellinie überqueren, aber wir sind gemeinsam unterwegs und kommen gemeinsam an. Unser größter Sieg ist trotz allem was geschehen ist unterwegs zu sein und gemeinsam Glücksmomente auf Laufstrecken zu erleben. Canicross bis 10 Kilometer ist so unser Ding, denn die Schnelligkeit der Kurzstrecken, Bikejöring oder Scooter schafft mein langsam getaktetes Hirn nicht mehr. Längere Strecken muss Nemo nicht mehr laufen, denn er soll ja trotz Mehrbelastung des verbleibenden Hinterlaufes möglichst lange gesund bleiben.
Ganz liebe Grüße
Susanne
Eine tolle Geschichte die uns vielleicht hilft unser Ego in den Griff zu bekommen….
Pfotenläufer Peter
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Hut ab. Ich habe größten Respekt.
Lg u d noch viele schöne Läufe Silke
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jetzt habe ich sogar ein bißchen geheult…. ich freu mich
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Wow, ihr habt meine Entscheidung Untermauert! Meinen Tiefen Respekt, ich hatte bedenken da ich ein Kniegelenk habe, Durch Wandern habe ich es schon gestärkt und als ich beim Strongdog gesehen habe was es für einen Tollen Sport gibt und Ich und mein Team-Partner (Hund) unheimliche Sportfanatiker sind; Verfiel ich dem Fieber das auch zu machen hatte noch kleine Zweifel, aber der Spaß soll im Vordergrund stehen! Hut ab von unserer Seite und noch viele Glückliche Jahre! Vielleicht treffen wir uns mal bei einem Event 😉