Mit Hund unter Läufern, Teil 2: Reviere finden und markieren

 

Mit Lenny beim Marathon-Zieleinlauf
Mit Lenny beim Marathon-Zieleinlauf

Habt ihr noch´nen Platz frei?

„Danke für die Anmeldung! Bringst Du wieder Deinen Hund mit? Sag rechtzeitig bescheid, dann stellen wir Wassernäpfe an die Verpflegungsstände.“ So eine nette eMail bekommt man wohl eher nicht vom Veranstalter des Berlin Marathons, nachdem man sich dort den 38.712ten Startplatz ergattert hat. Aber sie ist auch nicht der Phantasiewelt eines Läufers, dessen Hobby sich wunderbar mit dem seines Hundes deckt, entsprungen: es gibt mehr Laufveranstaltungen, bei denen Hunde gerne gesehen sind, als man glaubt!

Hundeverpflegung im "Backstage"-Bereich der VP
Hundeverpflegung im „Backstage“-Bereich der VP

Ein Stadtlauf oder -marathon mit einem mehreren tausend Läufern umfassendem Starterfeld, welches sich durch enge Straßenzüge drängt, ist kein guter Ort für einen entspannten Lauf mit Hund. Mit Vorsicht zu genießen sind auch die, bei denen ein großer Sponsor die Massen auf die Piste zieht (zB Sport-Scheck-Läufe). Ebenfalls grenzwertig sind Firmenläufe, wo man sich plötzlich in den Mühlen der sich duellierenden Abteilungen von Marketing und IT-Service eines großen Elektrogeräteherstellers wiederfinden kann. Wie gut, dass es Alternativen gibt!

Fährte aufnehmen

Eine meiner beliebtesten Quellen, um auf kleine, nahezu unentdeckte Veranstaltungsperlen zu stoßen, ist der Laufkalender von lauftreff.de. Hier werden, schlicht gestrickt nach Datum und Postleitzahlen selektierbar, jedes Jahr um die 5000 Veranstaltungen registriert. Man sieht, um welche Distanzen es sich handelt und erhält – wichtig! – den Link zur entsprechenden Event-Homepage.

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Sarja, wenige Minuten vor Start des JUNUTs

Hat man ein nettes Läufchen in die engere Wahl gezogen (potentielle Kriterien hierfür: der Lauf ist in einer Gegend, die man eh schon lange mal erkunden wollte; sie bieten eine Streckenlänge an, welche nicht nur der Hund – der ist in den wenigsten Fällen die Distanzbremse – , sondern auch sein Besitzer bewältigen könnte), dann lohnt sich ein Blick auf die Website der Veranstaltung. Gab es diesen Lauf letztes Jahr auch schon? Dann sollte man die Ergebnisliste aufrufen. Wieviele Teilnehmer sind hier unterwegs? In welchen Abständen haben diese das Ziel erreicht (= wie dicht ist das Läuferfeld)? Und wie gemütlich darf man es angehen, um noch in die Wertung zu kommen? Das alles lässt sich prima aus der letztjährigen Ergebnisliste abschätzen.

Und da wir schonmal auf der Seite des Veranstalters sind, schauen wir uns natürlich auch ein paar Fotos von diesem Lauf an. Hier muss man allerdings bedenken, dass ein Organisator meist versuchen wird, seinen Lauf als gut besucht und das Starterfeld voller athletischer Sprinter darzustellen; diese Fotos können unseren worst-case verbildlichen und die Wirklichkeit sieht, zu unserem Glück, meist besser aus.

Das Kleingedruckte

Bevor es dann zur Anmeldung geht müssen wir natürlich einen Blick auf die Ausschreibung werfen. Falls der Veranstalter keine Hunde wünscht, sollte das hier schwarz auf weiß ersichtlich sein. Bei negativer Aussage lohnt dennoch ein kurzer Anruf oder eine eMail, da Teile des Ausschreibungs-Textes gerne von anderen Veranstaltungen kopiert werden und vielleicht einen „Verhandlungsspielraum“ zulassen (so erging es mir beim Öpfinger Osterlauf). Das Risiko eingehen und einfach trotz offiziellem Verbot mit Hund zum Start zu erscheinen, kann ich ausdrücklich nicht empfehlen (siehe dazu auch Teil 1 dieser Artikel-Serie).

In der Ausschreibung und/oder in der Streckenbeschreibung erfahren wir auch etwas über die Bodenbeschaffenheit. Ist es überwiegend Asphalt oder geht es über weiche Waldpfade und geschotterte Feld- & Wiesenwege? Ist die Strecke flach oder haben wir mit vielen Höhenmetern zu rechnen? Ist das nach unserem Gusto? Dann sind wir dabei!

Auf den Trails der Insider

Vor vielen Jahren haben mich meine Eltern regelmäßig zu IVV Wanderungen mitgeschleppt. Die ersten 2 oder 3 Kilometer fand ich das auch ziemlich cool, aber dann sank die Motivation minütlich. Mir wurde langweilig und es war kein Spaß… selbstverständlich dann auch nicht mehr für meine Eltern (Kinder können grausam sein).

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Haspelmoor-Wintermarathon (IVV).

Heute sieht die Welt ganz anders aus; sie hat mindestens 4 Pfoten mehr und die Strecken, welche von örtlichen IVV-Wanderfreunden liebevoll zusammengestellt werden, können gar nicht lang genug sein. Sie führen zu den schönsten Plätzen der jeweiligen Region. Ob man diese Strecken wandert oder rennt ist jedem selbst überlassen.

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IVV-Wanderung durch die Westlichen Wälder

Es gibt auch keinen Startschuss, sondern ein Start-Zeitfenster, wodurch auch den Hunden angenehmst jede Spannung genommen wird. Mein jährliches IVV Highlight ist die von Herta und ihren Wanderfreunden Großaitingen organisierte Wanderung durch die Westlichen Wälder von Augsburg. Egal ob 6, 10, 20, 42 oder 50 km: an der letzten Kontrollstelle, welche sogar eine eigene „Hunde-Bar“ anbietet, ist das reichhaltige Kuchen-Buffet obligatorisch. Hier nochmal der Link zum Veranstaltungskalender.

Wegmarkierung bei den Wanderfreunden Großaitingen
Wegmarkierung bei den Wanderfreunden Großaitingen

Entschleunigung

Waren noch vor wenigen Jahrzehnten bei Laufveranstaltungen Geschwindigkeitsfanatiker und Sekundenhetzer in der Überzahl, sind es mittlerweile gesundheitsbewusste Jogger und immer häufiger auch Nordic Walker. Ich mag diese Entwicklung und finde, dass man dadurch auch als Pfotenläufer nicht in einem Randgruppensüppchen mit fadem Beigeschmack schwimmt.

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JRT Lotta bestimmt das nordicwalk´sche Tempo

Wer als ambitionierter Läufer an einer Lauf-Veranstaltung teilnimmt, wer um einen Platz auf dem Siegerpodest kämpft, der sollte seinen Hund besser zu Hause lassen, damit Friede („Der wurde ja gezogen!“) und Fairness bewahrt bleiben. Dass ab einer gewissen Distanz selbst ein ziehender Hund alles andere als vorteilhaft ist, können die Wenigsten nachvollziehen.

Ausblick

Ein Argument, welches für die Teilnahme an Laufveranstaltungen mit Hund spricht, ist die überwiegend gute Versorgung, welche auch dem Hund zugute kommt. Vor allem das Thema Wasser spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle, auf das ich im 3. Teil dieser Serie (ab 13.7. hier beim Pfotenläufer) ausführlich eingehen möchte.

Bis dahin: Prost!

Coach Ines in Action
Coach Ines in Action

Bernd, LRT.

Mit Hund unter Läufern Teil 1„.
Mit Hund unter Läufern Teil 2: Reviere finden und markieren„.
Mit Hund unter Läufern Teil 3: Für einen Napf voll Wasser„.
Mit Hund unter Läufern, Teil 4: Zweck und Optik„.
Mit Hund unter Läufern, Teil 5: Der Fleiss und sein Preis.„.
Mit Hund unter Läufern, Teil 6: Von Tops und Flops.„.

5 Kommentare


  1. Ui, mit Bild von uns! Sehr cool, danke! 😉

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